Für mich ist die wichtigste Komponente einer Lehrperson Empathie und eine fürsorgliche Haltung zu den Lernenden. Eine perfekte Lehrperson interessiert sich für den Erfolg der Lerner und kann sich leicht in ihre Lage versetzen.
Die ideale Lehrperson setzt sich nicht in den Mittelpunkt und benutzt den Unterricht nicht als eine Bühne zur Selbstdarstellung. Deswegen neigt sie nicht dazu, lange Vorträge zu halten, um ihr Wissen zu zeigen. Sie konstruiert dagegen Situationen, wo die Lerner ihr eigenes Wissen selbst entdecken und kreieren können. Sie konzipiert Momente, die den Lernprozess der Lerner unterstützt. Eine perfekte Lehrperson weiß, es geht letzten Endes nicht um „Lehren“ sondern „Lernen.“ Statt ein Wissensvermittler ist eine ideale Lehrperson ein Lernförderer, der einen Prozess in Gange setzt und dann den Weg frei macht, damit die Lerner genug Spielraum haben, wirklich etwas Nachhaltiges zu lernen.
Ich liebe den Spruch im Englischen: „A teacher is not a sage on the stage but a guide on the side.“ Das Lehren ist keine Performance sondern eher ein fördernder Akt.
Ich finde eine perfekte Lehrperson hat auch Enthusiasmus und Leidenschaft für das Thema und auch für Lernen an sich, denn Leidenschaft ist höchstansteckend. Schon die Anwesenheit einer solchen Lehrperson motiviert und inspiriert die Lerner, ohne irgendwelche „Motivations-Tricks“ einzusetzen zu müssen.
Ganz wichtig sind auch Humor und ein Gefühl zu vermitteln, dass das Lernen Spaß machen kann.
Ich denke bei diesen Gedanken an meinem ersten Deutschlehrer, Dr. Clayton Gray. Er war Afro-Amerikaner aus South Carolina, der eine dünne „Cowboy Krawatte“ trug und fast immer am Scherzen war. Er war auch ein wahrhaftes Sprachgenie. Er hat akzentfrei Deutsch gesprochen und konnte insgesamt 13 verschiedene Sprachen! Wenn er Englisch gesprochen hat, konnte man wirklich schwer einschätzen aus welchem Land er kam, denn sein Akzent war irgendwie eine lustige Mischung aus allen Sprachen die er gesprochen hat.
Gleich am ersten Tag von „Beginning German“ hat er uns gesagt, „ich bin ein Spaßvogel und glaube, die Sache wird leichter, wenn wir spielerisch voran gehen.“
Obwohl er sehr charismatisch war, hat er sich selbst nie in den Mittelpunkt gestellt, sondern er hat wirklich alles gegeben, damit der Lernprozess für uns Spaß machte und vor allem erfolgreich war. Wir haben zum Beispiel Lieder gesungen, die er sich ausgedacht hat, damit wir sämtliche grammatikalische Themen und Regeln leichter lernen konnten, als es bei sturem Auswendig lernen der Fall gewesen wäre. Wir haben viel gelacht, viel gespielt, und einfach eine Menge gelernt. Man hatte das Gefühl dabei, die Studenten und ihr Wohlbefinden waren ihm sehr wichtig, fast als betrachte er sie als seine eigene Kinder.
Die anderen Fremdsprachenprofessoren dachten, er sei vielleicht verrückt, aber seine Ergebnisse sprachen für sich. Innerhalb eines Semesters hatten wir die wesentlichen grammatikalischen Schwerpunkte der deutschen Sprache gemeistert. Viel wichtiger als die Grammatik oder Klausurenergebnisse war für mich, dass er mein Interesse an Deutschlernen nachhaltig erweckt hat. Wegen ihm und seinem Engagement wollte ich unbedingt dann mit Deutsch weitermachen.
Ich glaube, die Übereinstimmung mit Dr. Dörings Kompetenzwanne hier ist gross. Was er Engagement nennt, halte ich für das Allerwichtigste. (Empathie und Fürsorge für die Lerner). Bei ihm stehen die menschlichen Kompetenzen (persönliche, soziale) höher als die technischen Kompetenzen (Organisation, Fachkenntnis, Methoden), was ich sehr gut finde. Seine Vorstellung, der Lerner als Kunde und die Lehrperson als Dienstleister und Coach, passt sehr gut zur Vorstellung der Lehrperson als „guide on the side not a sage on the stage“.
Ganz klar bin ich einer Meinung mit Dir Tom, dass der Humor im Unterricht nicht vergessen werden darf. Das klingt ja auch super wenn Dr.Gray sich selbst als Spaßvogel sieht und dazu der Unterricht spielend und singend von statten geht. So macht lernen Spass und nicht nur die Pause zwischen den Unterrichtsstunden :) Und ich kann mir richtig gut vorstellen wie die 13 unterschiedlichen Sprachen die Dr.Gray sprach, zu einem funny pronunciacion mix zusammengeflossen sind der einfach lustig und abwechslungsreich zum Zuhören war:) Ich glaube eine der beste Voraussetzungen um jemanden eine Sprache beizubringen ist, so viele Sprachen wie möglich selbst zu beherrschen. Und ein bisschen Performance im Sinne eines "Auftretens vor Publikum" ist das Lehren ja schon. Die Schüler werden vom Lehrer auch mit seiner Performance bei "Laune" gehalten.
AntwortenLöschenLieder! Das find ich toll! Leider ist diese Methode ja nur in der Primarstufe verbreitet. Das gemeinsame Singen fördert nicht nur das Gruppengefühl - oder in der Schule - die Klassengemeinschaft. Es sind zudem auch noch die Reime, die einem das Lernen häufig erleichtern.
AntwortenLöschenAnbei der Link zu einem ganzen netten Artikel aus der Zeit, den ich vor einigen Jahren mal gelesen habe: http://www.zeit.de/online/2007/30/kinderlieder-reime?page=3
Lieber Tom, Dein Beitrag gefällt mir sehr gut und er ist der beste Beiweis dafür, dass Dr. Gray eine meisterhafte Lehrperson war!
Lieber Tom,
AntwortenLöschenDeinen Dr. Gray hätte ich auch gerne als Englischlehrer gehabt :) - ich hatte einen eher sauertöpfischen, sehr ernsten aber fachlich hoch kompetenten Lehrer, dem es leider an der von Dir gewünschten Empathie etwas fehlte. Er war Quereinsteiger und didaktisch-methodisch so gut wie gar nicht ausgebildet. Diese Kombination aus Begeisterung, Empathie und fachlicher Kompetenz ist natürlich ideal :). Ich frage mich nur, ob wirklich ein Kompetenzbereich wichtiger ist als der andere? Kann ich nicht nur dann Begeisterung vermitteln, wenn ich mein Thema auch wirklich gut beherrsche?
Es hat Spaß gemacht Deinen Beitrag zu lesen :)
Herzliche Grüße
Britta